Eine Verteidigung der Neoklassischen Ökonomie

Das Rationalitätsmodell der Ökonomie wird viel kritisiert. Kritiker bezeichnen insbesondere die Vorstellung, dass wirtschaftlich handelnde Menschen rational entscheiden, als unrealistisch. Emotionen, kognitive Verzerrungen, vielfältige soziale Einflüsse spielen ebenso eine Rolle wie Nützlichkeitsüberlegungen. Ist der Begriff von Rationalität damit zu eng gefasst?

Ein wesentlicher Punkt scheint auch zu sein, dass Akteure eine begrenzte Kapazität zur Informationsverarbeitung haben. Sie können nicht optimal entscheiden. Verschärft wird das Problem dadurch, dass Erwartungen von zukünftigen Entwicklungen immer unsicherer erscheinen. Wozu nützen dann komplizierte ökonomische Modelle?

Wir verteidigen ökonomische Rationalität und Modellierung in 6 Schritten:

  1. Wir formulieren die Kritik der Rationalität und erläutern die Kritikpunkte
  2. Wir beleuchten Entscheidungen unter Unsicherheit und zeigen Lösungswege
  3. Entscheidungen tragen eine Verantwortung – wir zeigen, wie sie entsteht und worauf sie sich beruft
  4. Als Lösung der Entscheidung unter Unsicherheit und ihrer Verantwortung erläutern wir die Fiktion der Realität
  5. Die Arbeit mit unserer Lösung erfordert eine besondere Datenkompetenz
  6. Mit unserer Lösung und der passenden Datenkompetenz lässt sich ökonomische Rationalität und Modellierung rehabilitieren

Abschließend können wir Rationalität und ökonomische Modelle verteidigen. Sie sind die Form, in der sich wirtschaftliches Handeln selbst über sich hinaus entwirft. Als kulturelles Konstrukt schaffen sie Verlässlichkeit und erlauben Anschluss. Aber, sie brauchen einen Rahmen, der es ihnen erlaubt, auf sich selbst zu reflektieren.

Wir empfehlen Controllern, Modelle durch geeignete Erzählungen in ihren Kontext und einen Dialog im Unternehmen einzubetten. So leisten sie als Akteure im Unternehmen ihren Teil der Übersetzungsarbeit und tragen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Daten und Modellen bei.

Jedes Modell blendet zwangläufig bestimmte Aspekte und seine eigenen Annahmen aus. Es erzeugt damit eine Illusion der Objektivität. Klassische Rationalität benötigt eine Ergänzung, um die Illusion nicht zu einer Falle werden zu lassen.

Das Paradox lautet: Entscheidungen müssen getroffen werden, auch wenn die Zukunft ungewiss ist. Gemeinschaftliches Handeln ersetzt deshalb die Unsicherheit der Vorhersage durch die Anschlussfähigkeit von Entscheidungen.

Unternehmer spekulieren auf Rationalität, weil sie Neues schaffen wollen. Die Rationalität sichert als eine Fremdkultur, den Anschluss des Neuen und Fremden, und bestimmt so, was rational ist.

Fiktionen reduzieren die Komplexität der realen Welt und schaffen so Orientierung. Mathematische Modelle verwenden hierfür eine strenge und formale Struktur. Das erlaubt es, Vorstellungen von Rationalität in ihren Erzählungen aufzugreifen.

Daten und Modelle sind ein soziales Konstrukt. Sie bieten Orientierung, beseitigen aber nicht die Unsicherheit. Ihre Narrative Einbettung in den Kontext hilft, mit ihren Schwächen produktiv umzugehen.

Rationalität ist die notwendig Bedingung des unternehmerischen Entwurfs. Eingebettet in Kommunikation muss sie Komplexität reduzieren wie auch erzeugen können. Controller müssen die rationale Kommunikation im Unternehmen mitgestalten.

Verantwortungsvoller Umgang mit Modellen

Der Einfluss der Konstruktion

Controller spielen eine Schlüsselrolle in der Unternehmenssteuerung, indem sie Entscheidungen vorbereiten und Kommunikation gestalten. Sie arbeiten dazu mit Modellen, Daten und Kennzahlen, die nicht neutral sind, sondern die Wirklichkeit konstruieren und Entscheidungen prägen. Der Text zur Verteidigung der Neoklassischen Ökonomie beschreibt, wie ihre Arbeit mit Macht und Verantwortung verbunden ist – und wie sie diese verantwortungsvoll nutzen.

Der Text zeigt, dass Transparenz, Offenheit und Reflexion im Umgang mit Modellen entscheidend sind. Sie bauen Vertrauen auf und helfen Missbrauch oder Fehlinterpretationen zu vermeiden. Klare und nachvollziehbare Kommunikation ermöglicht bessere Entscheidungen. Dafür müssen Controller Zahlen und Ergebnisse in die narrativen Kontexte einbetten, die Sinn und Anschlussfähigkeit schaffen.

Für den Umgang mit Unsicherheit gilt folgendes: Controller bereiten sich auf Unsicherheit vor, wenn sie analytisches Denken mit sozialen und narrativen Kompetenzen verbinden. Soziale Anschlussfähigkeit fängt Unsicherheit auf. Wir erzeugen Anschluss in Erzählungen, die Einigung und Akzeptanz in ein Gleichgewicht bringen und Annahmen in der Schwebe halten.

Umgang mit Risiken

Aber das muss ebenfalls klar gesagt werden: In einer Welt mit unsicheren Erwartungen und schwacher Kausalität birgt es erhebliche Risiken, sich ausschließlich auf Modelle zu verlassen. Modelle und Daten können Orientierung bieten, aber wir dürfen sie nicht als endgültige Wahrheit interpretieren. Widersprüche, Vorbehalte und unbeantwortete Fragen sind wertvolle Signale, die auf die Unsicherheit und Unvollständigkeit der Entscheidungsgrundlage hinweisen.

Für Controller ist es entscheidend, diese Signale nicht zu ignorieren, sondern aktiv in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Das bedeutet, vorsichtig zu sein, alternative Szenarien zu prüfen und Maßnahmen zu entwickeln, die potenzielle Risiken abmildern. Eine reflektierte Haltung gegenüber Modellen ermöglicht nicht nur fundierter zu entscheiden, sondern auch die Resilienz des Unternehmens zu stärken.

Die größte Gefahr besteht darin, die Macht der Konstruktion zu missbrauchen. Man hört dann auf keinen Widerspruch.